Ankommen
Mein Wohn- und Arbeitsort
Araranguá, eine Stadt im Süden Brasiliens. Hier verbringe ich die nächsten Monate meines Praktikums. Ich wohne im Haus meines Onkels, dem ältesten Bruder meiner Mutter und seiner Frau. Ihre drei Kinder sind bereits ausgezogen. Mein Zimmer ist hell und grosszügig, und das Haus liegt in einer ruhigen Wohnsiedlung, trotzdem sehr zentral, in direkter Nähe zu Supermärkten und einem Shoppingcenter. Besonders ist, dass es vor allem Einfamilienhäuser gibt, Apartments sind eher selten. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Umgebung und geniesse die Mischung aus familiärer Atmosphäre und Eigenständigkeit.
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Das Unternehmen COLIX liegt etwas ausserhalb im Industriegebiet von Araranguá. Der Weg zu meinem Arbeitsort dauert mit dem Velo etwa 15 Minuten. Wenn das Wetter nicht mitspielt, kann ich das Auto meines Onkels nehmen oder ein Uber bestellen. Mein Arbeitsplatz befindet sich direkt im Büro meines Chefs, der gemeinsam mit seinem Bruder das Unternehmen führt. Die Atmosphäre ist entspannt und freundlich. Humor gehört hier zum Arbeitsalltag, genauso wie gegenseitige Unterstützung. Ich wurde von Anfang an offen aufgenommen, und auch wenn ich manchmal noch etwas zurückhaltend bin, fühle ich mich bereits gut integriert.
Wie ich mich in meiner neuen Umgebung fühle
Mein Alltag in Brasilien beginnt sich langsam einzupendeln. Vieles ist neu, vieles spannend und manches auch herausfordernd. Ich habe mir vorgenommen, mich möglichst offen auf alles einzulassen, und bisher gelingt mir das ziemlich gut. Besonders positiv überrascht mich, wie herzlich ich empfangen wurde, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Die Menschen hier haben eine spontane und lockere Art, was mir den Einstieg erleichtert hat. Gespräche entstehen oft ganz natürlich und mit viel Leichtigkeit.
Natürlich gibt es auch Momente der Unsicherheit. Obwohl ich Portugiesisch gut spreche, merke ich im Alltag immer wieder, dass mir manche Ausdrücke oder Wörter fehlen. Das führt dazu, dass ich manchmal zögere, nachfrage oder mich doppelt absichere, aber genau daraus entstehen auch schöne Begegnungen. Die Menschen hier begegnen mir mit viel Geduld und Verständnis. Diese Erfahrungen machen mir Mut, noch mehr zu sprechen, Fehler zuzulassen und einfach zu machen.
Ein paar Beobachtungen zu Araranguá
Araranguá hat 76'000 Einwohner:innen und ist eine Planstadt mit Avenidas, die im rechten Winkel zueinander verlaufen, zweispurig, mit vielen Kreisverkehren statt Ampeln, was mich irgendwie an Zuhause (Thurgau) erinnert. Anfangs sieht hier vieles ziemlich ähnlich aus, da sich viele Strassenzüge ähneln, also hilft es sehr, sich markante Geschäfte oder Gebäude einzuprägen, um sich zu orientieren. Der Strand ist etwa 15 Minuten mit dem Auto entfernt, und in der Umgebung gibt es auch Sanddünen – ein schöner Kontrast zur eher flachen Stadtlandschaft.
Kleine kulturelle Unterschiede
Kulturell habe ich bereits ein paar kleine, aber spannende Unterschiede entdeckt. Zur Begrüssung gibt man sich hier ein Küsschen, auch im beruflichen Kontext. Auch beim Kaffee merkt man Unterschiede: Hier wird meist Filterkaffee getrunken, frisch aufgebrüht, oder Instantkaffee. Diese Details machen das Ankommen spannend und lassen mich das Alltägliche bewusster wahrnehmen.
Mein Praktikum​
Meine Praktikumszeit bei COLIX ist geprägt von einer Vielzahl kleinerer und grösserer Projekte, die sich alle rund um das Thema Recycling und Umweltbewusstsein drehen. Einen festen Projektplan gibt es nicht, vielmehr entstehen die Aufgaben oft spontan, und ich kann mich mit eigenen Ideen einbringen, was ich sehr schätze. In Absprache mit Lucas, einem der Geschäftsführer, stimmen wir jeweils ab, was sinnvoll ist und gerade gebraucht wird.
Ein laufendes Projekt ist das Schreiben von Blogbeiträgen für die Unternehmenswebseite, um aktuelle Entwicklungen und Aktionen zu dokumentieren. Bisher gab es auf der Unternehmensseite nur einen Blogbeitrag. Jetzt sorge ich dafür, dass regelmässig neue Inhalte folgen. Dabei arbeite ich eng mit dem neuen Verantwortlichen für die sozialen Medien zusammen.
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Ein weiteres Projekt war die Unterstützung eines internen Bazars, bei dem ungenutzte Dinge aus dem Unternehmen sowie private Gegenstände der Mitarbeitenden weitergegeben werden konnten. Für dieses Event habe ich den Flyer gestaltet und war in die interne Kommunikation eingebunden.
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Spannend ist für mich der fachliche Austausch mit Lucas über die Recyclingprozesse in der Schweiz, da ich im letzten halben Jahr bei der Huber Industrieabfälle GmbH in Amriswil gearbeitet habe. Der Vergleich zwischen den Systemen in der Schweiz und Brasilien ist sehr aufschlussreich – besonders im Hinblick auf Maschinen, Prozesse und Effizienz. Ich erstelle derzeit eine laufende Sammlung mit Informationen und Bildern, die als Inspiration für mögliche Verbesserungen bei COLIX dienen soll.
Aktuell bin ich ausserdem stark in die Organisation des internen Wettbewerbs «Seja um Campeão da Reciclagem!» involviert, der vom 1. bis 16. April läuft. Ziel ist es, die Mitarbeitenden zu motivieren, recycelbare Abfälle wie Papier, Plastik, Glas, Metall und Elektroschrott von zu Hause mitzubringen, anstatt diese im Haushaltsabfall zu entsorgen. Die Materialien werden gewogen und in einem Punktesystem erfasst, je nach Abfallart gibt es unterschiedliche Punkte. Zusätzlich können durch ein Quiz und eine Umfrage Extrapunkte gesammelt werden. Die fünf Teilnehmenden mit den höchsten Punktzahlen gewinnen Preise darunter ein Gartentisch mit vier Stühlen, Geschirrsets, eine Kaffeemaschine oder ein elektrischer Kochtopf. Zusätzlich erhält jede*r der fünf Erstplatzierten zwei Gutscheine für All-you-can-eat-Pizza. Ich habe die begleitenden Flyer und Infoblätter gestaltet, bin bei der Annahme und Wiegung der Materialien dabei und erstelle auch motivierenden Content für die Kommunikation, unter anderem über WhatsApp und gedruckte Aushänge.
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In den nächsten Wochen steht ein Markt am 17. April in Jacinto Manchado an, bei dem ich vor Ort sein werde. Dort können Besuchende ihre Elektrogeräte abgeben, und wir informieren über die Bedeutung von Recycling und stellen die Arbeit von COLIX vor.
Für den Juni ist ausserdem eine Lektion in einem Kindergarten geplant, im Rahmen der brasilianischen Umweltwoche. Hierzu werde ich kindgerechtes Material über Recycling und die Arbeit von COLIX erstellen. Im Anschluss ist wahrscheinlich eine Präsentation für die Direktion der Schulen vorgesehen, um COLIX als zukünftigen Entsorgungspartner für Schulabfälle ins Spiel zu bringen.
Ein zusätzlicher Einsatz: Clean-up am Strand
Neben meinen laufenden Projekten durfte ich auch an einem Clean-up an einem regionalen Strand teilnehmen. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen und Mitarbeitenden haben wir Müll gesammelt, der sich entlang der Küstenlinie angesammelt hatte.
Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Abfall vor allem Plastik und kleinere Verpackungen zusammenkam. Gerade solche Aktionen zeigen eindrücklich, wie wichtig die Arbeit im Bereich Abfallvermeidung und Recycling ist, und wie schnell Müll auch in die Umwelt gelangen kann, wenn er nicht richtig entsorgt wird.
Für mich war der Clean-up eine schöne Gelegenheit, noch tiefer in das Thema einzutauchen, neue Kontakte zu knüpfen und gleichzeitig einen direkten Beitrag zum Schutz der lokalen Natur zu leisten.
Ein kleiner Einsatz mit grosser Wirkung – und eine Erfahrung, die mich noch einmal mehr für das Thema sensibilisiert hat.
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Es ist also einiges los – und ich freue mich darauf, die nächsten Schritte mitzugestalten.






