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Rückblick auf das Praktikum
Rückblickend bin ich mit dem Verlauf meines Praktikums sehr zufrieden. Ich hatte die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und verschiedene Formate von der Konzeption bis zur Umsetzung zu begleiten. Besonders der interne Wettbewerb «Seja um Campeão da Reciclagem» und die Umweltbildungsaktion im Kindergarten haben mir gezeigt, wie praxisnah und wirkungsvoll Sensibilisierungsmassnahmen sein können. Auch die enge Zusammenarbeit mit einzelnen Kolleg:innen und die positive Resonanz auf meine Initiativen haben mir gezeigt, dass meine Arbeit geschätzt wurde.
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Die im Project Proposal definierten Aufgaben und Ziele konnte ich insgesamt gut umsetzen. Ich habe interne und externe Kommunikationsmaterialien erstellt, Informationsdokumente zu Recyclingprozessen ausgearbeitet und aktiv zur Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit beigetragen. Zusätzlich konnte ich durch neue Ideen wie das Maskottchen für die Umweltbildung oder das Engagement auf dem lokalen Markt weitere Elemente einbringen, die über die ursprüngliche Planung hinausgingen.
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Der fachliche Wissenszuwachs während meines Praktikums war vor allem praxisorientiert. Ich habe gelernt, wie Recyclingbetriebe in Brasilien arbeiten, welche Herausforderungen im Alltag bestehen und wie Kommunikation in einem interkulturellen Arbeitsumfeld gelingen kann. Theoretisch bekannte Inhalte, wie Kreislaufwirtschaft oder Umweltbildung, konnte ich direkt anwenden und an die lokalen Gegebenheiten anpassen. Auch wenn der theoretische Tiefgang im Vergleich zum Studium geringer war, war der Lernzuwachs in Bezug auf Selbstorganisation, Projektplanung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und kreative Bildungsarbeit sehr wertvoll.
Erfahrungen und Eindrücke im Ausland
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Während meiner Zeit in Brasilien gab es viele schöne Momente, die ich mit tiefer Dankbarkeit verbinde.
Besonders eindrücklich war für mich der direkte Kontakt mit der Natur. Etwa beim Pflücken von Papayas, Mandarinen, Orangen oder Pitayas, die direkt vom Baum/Kaktus einfach ganz anders schmecken als im Supermarkt. Solche kleinen Alltagsmomente haben mir gezeigt, wie nah und unmittelbar Leben und Umwelt hier miteinander verbunden sind. Ein weiteres prägendes Erlebnis war der Ocean Clean-up. Die Menge an Abfall, die wir am Strand gesammelt haben oder eben nicht gesammelt haben, hat mich sehr berührt und gleichzeitig darin bestärkt, dass mein Engagement im Umweltbereich wichtig ist. Mir wurde bewusst, dass jede noch so kleine Handlung zählt und dass Umweltschutz keine abstrakte Aufgabe ist, sondern direkt vor unserer Haustür beginnt.
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Insgesamt hat mein Einsatz bei COLIX meine Erwartungen erfüllt, auch wenn ich mir an einigen Stellen mehr Initiative gewünscht hätte. Ich hätte gerne noch mehr Ideen ausprobiert und getestet, aber nicht alle Vorschläge wurden angenommen oder weiterverfolgt. Nichtsdestotrotz habe ich mich in meinem Team wohlgefühlt. In schwierigeren Phasen, wenn etwa Absprachen unklar waren oder ich mich mit Aufgaben allein gelassen fühlte, half es mir klar zu kommunizieren und mir gezielt Unterstützung zu holen.
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Meine Vorstellungen von internationaler Zusammenarbeit musste ich in einem Punkt überdenken. Ich habe erkannt, wie wichtig es ist, bestehende Strukturen und kulturelle Kontexte zu respektieren und nicht mit der Erwartungshaltung heranzugehen, überall sofort etwas verändern zu können. Entwicklungszusammenarbeit bedeutet oft, im Kleinen zu wirken, Vertrauen aufzubauen und Veränderungen gemeinsam zu gestalten. Auch wenn ich mir aktuell nicht vorstellen kann, langfristig im Ausland zu arbeiten, nehme ich aus dieser Zeit viel Wertvolles mit. Mein Herz schlägt für nachhaltige Bildung, Kommunikation und den Austausch mit Menschen und genau diese Komponenten sehe ich als Brücke zwischen meiner Arbeit und künftigen Projekten im internationalen Kontext.​
Interkulturelle Kommunikation
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Die Arbeit im Team mit den Einheimischen war insgesamt sehr angenehm, aber zu Beginn auch herausfordernd. Obwohl Portugiesisch eine meiner Erstsprachen ist, fehlten mir einige Begriffe aus dem Arbeitsalltag, vor allem im Bereich Recycling und Unternehmen. Das hat mich anfangs gehemmt, aktiv zu sprechen. Ich habe mir dann gezielt ein kleines «Arbeitsvokabelheft» mit den wichtigsten Ausdrücken zusammengestellt und bewusst geübt, im Arbeitskontext mehr zu sprechen. Das hat mir Sicherheit gegeben und die Offenheit und Hilfsbereitschaft meiner Kolleg:innen hat den Einstieg deutlich erleichtert.
Kulturelle Unterschiede zeigten sich besonders in der Art, wie Zeit verstanden und kommuniziert wird. In der Schweiz sind Zeitangaben oft sehr genau und werden meist eingehalten. In Brasilien dagegen sind Aussagen wie «ich komme gleich» viel dehnbarer. Das kann fünf Minuten, aber auch eine Stunde bedeuten. Für mich war das zunächst irritierend. Mit der Zeit habe ich jedoch gelernt, damit umzugehen und diese Flexibilität nicht als Unzuverlässigkeit zu interpretieren, sondern als Teil einer anderen Kultur des Miteinanders. Diese Erfahrung hat mein Verständnis für kulturelle Kontexte geschärft und meine Fähigkeit gestärkt, mich in unterschiedliche Arbeitsumgebungen einzufinden.
FAZIT
Mein Praktikum war eine bereichernde und prägende Erfahrung, fachlich wie persönlich. Ich konnte mein Wissen im Bereich Recycling vertiefen, eigene Projekte umsetzen und aktiv zur Umweltbildung beitragen. Besonders wertvoll war für mich der direkte Austausch mit den Mitarbeitenden und der Einblick in die lokale Realität eines brasilianischen Unternehmens. Die Offenheit, mit der ich aufgenommen wurde, haben mir gezeigt, wie viel Gestaltungsspielraum internationale Zusammenarbeit bieten kann, aber auch, welche Herausforderungen damit einhergehen. Ich verlasse Brasilien mit einem Gefühl von Dankbarkeit, gestärktem Selbstvertrauen und der Überzeugung, dass kleine Initiativen vor Ort Grosses bewirken können.
